Wir sind fertig. Die Oase auch?
Fertig. Vollbracht. Wobei, nein, also … Die Holzlasur fehlt noch. Ok, ja, und wir geben auch zu, dass das Sonnensegel noch fehlt. Und ob so ein Ding grundsätzlich irgendwann mal „fertig“ ist … man wird sehen. Das ändert aber gar nichts daran, dass sie schon rege genutzt wird. Die Klimaanlage. Unsere Grätzloase.
Wir haben schon hinlänglich über die Planung und Einreichung berichtet. Das hat mit toller Unterstützung der Lokalen Agenda 21 alles wunderbar, tadellos und für bürokratiegewohnte Österreicher:innen fast schon in Überlichtgeschwindigkeit geklappt. Es gab ein wenig Papierwirtschaft, Ortsbegehungen, keine wirklich nennenswerten Einwände und kaum ein paar Tage später das finale OK aller beteiligten Magistrate, Vorstehungen, Direktionen und was sich da sonst noch gerne konstruktiv einbringen wollte oder musste.
Da mussten wir dann also tatsächlich ran an die Arbeit. 3 Kubikmeter Lärchenholz mit einem Gewicht von 1.800 kg manifestieren sich nicht von selbst ganz spontan in eine Grätzloase. Und unter uns: es gibt dafür auch keinen Plan wie jene für schwedische Massenmöbel. Diesen Plan würden wir gerne sehen, in dem erklärt wird, wie sich 2300 Schrauben und 728 Laufmeter Latten in eine Grätzloase zusammenpuzzeln lassen. Der hätte dann wohl die Ausmaße eines Brockhaus-Lexikons in der 2. Auflage von 1812. Sie erinnern sich, der 10-Bändige.
Brauchten wir alles nicht, denn der Peter kannte das alles auswendig. Jeden Winkel, jede Schraube, jede Ecke der 20 m2 großen Oase. Ein Genius, der Peter. Der sah sich die Latte an und wusste, wo die hingehört: rechtes Seiten-Element, Außenseite, dritte Latte von unten, drei Astlöcher, daher bitte verkehrt rum einbauen, Lärche mit Südhang aus dem nördlichen Westniederösterreich, Kalkboden, geschlagen an einem ungeraden Tag im späten August, hätte statt der Lärche auch ein guter Wein werden können, vielleicht ein Syrah, ist aber zum Glück genau die Latte geworden, die genau da jetzt hingehört.
Ja und dann war das Ding nur noch zu schleifen und dort einzubauen, wo es Peter ganz visionär hin haben wollte. So wurden also rund 2.912 Laufmeter Kanten händisch geschliffen, und zwar so enthusiastisch, dass die Fingerkuppen wegradiert wurden und auf manchen Geräten eine Touch-ID-Anmeldung nicht mehr funktionierte.
Und keine 20 Säcke Erde a 100 Liter, akkompagniert von 34 Laufmeter Edelstahlseilen und rund 200 Arbeitsstunden später, war das Ding fertig. Fast halt … Sonnensegel, Holzlasur, Sie wissen Bescheid.
Wer hat’s gebaut? Nicht die Schweizer. Das waren der Peter, die Lilith, der Lukas, der Patrick, der Florian, der Matthias. Und wer hat diesen hart schuftenden Menschen Jausen gebracht? Die Nachbarn! Wer hat dann zusätzliche Pflanzen gebracht und mitgeholfen, das Ding zu begrünen? Die Nachbarn. Aus dem ganzen Grätzl sind Pflanzen gekommen. Oder Zuspruch und große Freude. Ausnahmslos positive Rückmeldungen.
Ok, fast, einer war ein bissl traurig, weil zwei Parkplätze weggezaubert wurden. Aber hey, nicht traurig sein. Dort, wo normalerweise etwas abgestellt ist, weil es gerade nicht gebraucht wird, steht jetzt eine Grätzloase, die rege verwendet wird. Von den zwei Studentinnen, die mit Laptop dort gelernt haben. Von einer Runde junger Menschen, die abends dort ein Picknick gemacht haben, von älteren Personen, die sich kurz ausrasten, von Kindern, die spielen, von Leuten, die sogar dort arbeiten. Und manchmal auch da Mittag essen. Von Leuten, die sich kennenlernen und ins Gespräch kommen. Von Nachbarn, die schon Gießpläne entwickeln und Hilfe anbieten.
Also weine nicht um Deinen Parkplatz, stell Dein Auto ums Eck ab, geh halt die 42 Meter mehr als sonst, komm vorbei, setz‘ dich dazu, vielleicht hilfst Du uns ja mit der Lasur und dem Sonnenseg… ach egal, genieße die Oase. Sie ist auch für Dich. Sie ist für uns alle.